Frankreich

 

Endlose Küsten, hohe Gebirge, traumhafte Landschaften. Reich beschenkt von der Natur und stolz auf seine eigene geschaffene Kultur, bietet Frankreich viele Gründe, es zu besuchen. Die Franzosen sind ein Volk, das Genuss zur Lebensphilosophie hochstilisiert, das gern und vor allem sich selbst feiert und das sein historisches Erbe mit allen Mitteln zu schützen sucht, ohne dabei den Anschluss an die Moderne zu verlieren. Die Nation lebt von diesen Gegensätzen, die Geografie des Landes auch. Das hexagone, wie die Franzosen ihr sechseckiges Land bezeichnen, umfasst ein Gebiet von 544.000 km² Größe mit über 3.000 km Küste, mehreren hohen Gebirgsketten und zahlreichen flachen Ebenen. Es ist verwaltungstechnisch eingeteilt in 22 Regionen. Alle Fäden dieses weit gestreuten Landes laufen in einer Stadt zusammen: Paris. Der Süden mit seinem milden wie sonnigen Klima und seinen landschaftlichen Gegensätzen zwischen Meer und Gebirge gehört zu den reizvollsten Gegenden Frankreichs. Im Osten die Alpen, das Wanderparadies Cevennen, das azurblaue Mittelmeer. Im Westen die Pyrenäen und die windumtoste und wellenumspülte Atlantikküste, die dank ihrer schönen Strände ein internationaler Hotspot für Surfer ist. Wie sagte schon Thomas Jefferson (1743-1826), dritter Präsident der USA: „Jeder Mensch von Kultur hat zwei Vaterländer: das seine - und Frankreich.“

 
 

Samstag, 21.05.2016: Um 8:45 Uhr starten wir in unseren Frankreich-Urlaub. Wir kommen unglaublich gut durch und erreichen inklusive zwei Pausen nach genau 7 Stunden Oftersheim. Bei Veronika und Günther gibt es frische Dampfnudeln mit Vanillesauce und später kommen noch Meike, Dennis und der kleine Mika dazu. Am Abend spielen wir noch eine Runde Lorum und gehen gegen 23:00 Uhr ins Bett.

Sonntag, 22.05.2016: Auf dem Parkplatz der Wölfe können wir prima schlafen und machen uns nach einem gemeinsamen Frühstück wieder auf den Weg. In Schwetzingen können wir auf dem Stellplatz entsorgen und auch den Roadrunner wieder volltanken. In Neulußheim besuchen wir Heidi, Ingo und Arko und werden besonders von letzterem sehr stürmisch begrüßt. Wir klönen ein bisschen, verabreden uns für die Rückfahrt und starten in Richtung Frankreich. In Karlsruhe füllen wir unseren Gastank noch einmal voll und verlassen in Riegel die A5. An einem Stand kaufen wir Erdbeeren, Spargel und ein frischen Brot. Auf dem Parkplatz machen wir noch eine Mittagspause und fahren schließlich über den Rhein nach Frankreich. Durch Colmar, das wir bei unserer letzten Reise 2013 besucht haben, kommen wir nach Kaysersberg. Auf dem Stellplatz am Stadtrand finden wir für 8 € einen Platz für die Nacht und machen uns zu Fuß auf den Weg. In dem schönen Ort am Flüsschen Weiss stehen sehr viele gut erhaltene Fachwerk- und Renaissancehäuser aus dem 16. Jh. Besonders schön ist es rund um die Brücke Pont fortifié und an der Place Ittel. Auch das Geburtshaus von Albert Schweitzer ist hier zu sehen und ein kleines Museum dokumentiert sein Lebenswerk. Wir machen es uns im Auto gemütlich, schlemmen mit Spargel und Erdbeeren und freuen uns über den tadellos funktionierenden neuen Herd. Ein kurzer Schauer bringt etwas Abkühlung und geht später in Dauerregen über. Wir nutzen das schnelle und kostenlose WLAN des Platzes und sehen uns den Tatort als Livestream auf dem iPad an.

Montag, 23.05.2016: Es regnet fast die ganze Nacht, aber wir können trotzdem gut schlafen. Beim Befüllen unseres Frischwassertanks lösen sich aufgrund des hohen Druck die Gardena-Anschlüsse von unserem Schlauch, so dass wir das Vorhaben abbrechen. Wir fahren ein Stück zurück in Richtung Colmar und folgen dann der Straße D417 auf den 1.139 m hohen Pass Col de la Schlucht. Bei nur 3 Grad steigen wir kurz aus und werfen einen Blick zurück ins Tal. Immer wieder fängt es heftig an zu regnen. Bei le Tholy zwingt uns eine Sperrung der Straße zu einem Umweg. Bei Besançon erreichen wir die Autobahn 36, die südlich von Dijon in die Autobahn 6 mündet. Wir fahren in Beaune ab und müssen für die Strecke 19 € Maut bezahlen. In Beaune scheint es ab morgen kein Benzin mehr zu geben, alle Tankstallen sind belagert und es bilden sich lange Schlangen. Wir fahren zu einem Carrefour-Supermarkt und reihen uns in die Schlange zur Tankstelle ein. Als wir es schließlich geschafft haben zu tanken, kaufen wir noch ein paar Sachen ein und fahren dann zu dem sehr schön angelegten Camping Municipal Les Cent Vignes am Nordrand der Stadt. Nach dem Abendessen gehen wir noch eine Runde über den Platz. Wir beenden diesen regnerischen Fahrtag mit einem Film von unserem Festplattenrekorder.

Dienstag, 24.05.2016: Wir setzen unsere Fahrt gen Süden abseits der Autobahnen fort. Über weite Strecken verläuft unsere Route zunächst parallel zum Canal du Centre, der sich durch endlose Weinanbauflächen zieht. Die Strecke ist landschaftlich sehr reizvoll. In Pouilly-sous-Charlieu, im Tal der Loire, machen wir eine Mittagpause auf dem Parkplatz am Friedhof. Über Roanne und Saint-Étienne erreichen wir schließlich unser heutiges Ziel Le Puy-en-Velay. Auf dem Campingplatz am Fuße der, auf einem 85 m hohen Vulkankegel thronenden, Chapelle St-Michel d´Aiguilhe finden wir einen Platz für die Nacht und machen uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Die Chapelle St-Michel d´Aiguilhe (10. Jh.), die Cathédrale Notre Dame (11. Jh.) und die auf dem Vulkankegel Corneille thronende Statue Notre Dame de France bestimmen das Stadtbild von Le Puy-en-Velay. Die Statue wurde aus dem Metall von 213 während des Krimkrieges von den Russen erbeuteten Kanonen hergestellt, ist 22,7 m hoch und wiegt 835 Tonnen. Auf dem Place du Plot essen wir Galettes, deftige Buchweizen Crêpes und machen uns dann auf den Rückweg. Von einer über den La Borne haben wir noch einmal einen schönen Blick auf die Chapelle St-Michel d´Aiguilhe und gehen am Flussufer zurück zum Campingplatz.

Mittwoch, 25.05.2016: Wir verlassen Le Puy-en-Velay in südlicher Richtung und fahren über zahlreiche Serpentinen in das Tal der Ardèche hinein. Einen ersten Stopp machen wir in Thueyts, wo wir über einen steilen Weg von der Straße hinunter zur Pont du Diable wandern, bei deren Bau angeblich der Teufel geholfen haben soll. In Aubenas kaufen wir noch etwas ein und fahren dann mit Vogüé und Balazuc zwei Dörfer an, die sich zu den schönsten in Frankreich zählen dürfen. In Ruoms bleiben wir auf dem städtischen Campingplatz direkt am Ufer der Ardèche. Wir können heute zum ersten Mal auf dieser Tour draußen zu Abend essen und sitzen auch danach noch solange draußen, bis es uns zu kühl wird. Mit einem Film aus dem Roadrunner-Kino beenden wir unseren ersten Tag in der Ardèche-Region.
 
Donnerstag, 26.05.2016: Heute werden wir der Ardèche für einen Tag untreu und widmen uns den Georges de la Beau, den Schluchten des Beaume. Wir beginnen mit Labeaume, einem weiteren der 20 villages de caractère in der Ardèche. Der wunderschöne Ort liegt auf den Klippen im Tal der Beaume. In Joyeuse treffen wir wieder auf den Fluss und folgen dem Tal der Beaume weiter. Bei Le Gua gehen wir an den Fluss hinunter und sehen uns die malerische Pont du Gua an. Wir fahren bis zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Valgorge und werfen einen Blick zurück ins Tal. Auf dem Rückweg halten wir an einer weiteren alten Brück und erreichen hinter Largentière wieder die Hauptstraße. Wir wollen noch einen Blick über den Fluss auf Balazuc werfen, finden aber leider Platz für unser Auto. So fahren wir nach Ruoms zurück und beziehen wieder unseren Stellplatz auf dem Campingplatz. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg und sehen uns zunächst eine Wiese mit Mohnblumen und die Weinfelder an, bevor wir das historische Stadtzentrum von Ruoms besuchen. Heute konnten wir den Tag in kurzen Hosen und T-Shirt verbringen und auch der Abend ist so mild, dass wir wieder draußen essen können. Auch heute gibt wieder einen Film aus unserem Archiv.

Freitag, 27.05.2016: Wir wollen den Tag mit einer Wanderung im Tal der Ardèche ganz in der Nähe von Ruoms beginnen. Die GPS-Koordinaten des Startpunktes in dem Wanderführer sind aber offensichtlich falsch. Für eine längere Suche des richtigen Einstiegs ist es uns nicht wichtig genug und so setzen wir unser Fahrt fort. Vallon-Pont-d´Arc, der Hauptort an der Ardèche, war einst ein Obstbauerndorf, hat sich aber heute komplett dem Massentourismus verschrieben. Nach einem Bummel durch den Ort fahren wir hinauf zur Caverne du Pont d´Arc einem 55 Millionen Euro teuren, originalgetreuen Nachbau der 1994 entdeckten Grotte Chauvet. Höhlenforscher haben in der Grotte 36.000 Jahre alte Felsmalereien entdeckt. Über 400 Tierdarstellungen in Schwarz, Ocker- und Rottönen portraitieren die von den Künstlern im Neolithikum gejagten Tiere, ungewöhnlicher Weise aber auch Bären, Löwen, Panther, Eulen und Auerochsen. Die prähistorischen Maler haben dabei die Unebenheiten des felsigen Untergrunds perspektivisch in ihre Zeichnungen mit einbezogen. Mit der Entdeckung der Grotte Chauvet musste die Geschichte der Höhlenmalerei neu geschrieben werden. Die Zeichnungen sind wesentlich älter als die aller anderen bislang bekannten Höhlenkunststätten. Damit dieser einmalige Kunstschatz erhalten bleibt, ist die Grotte Chauvet nicht öffentlich zugänglich. Stattdessen hat man sich mit der Caverne du Pont d´Arc für eine Replik entschieden. Während der sehr guten, deutschsprachigen Führung vergessen wir sehr schnell, nicht in einer echten Höhle zu sein. Sehr liebevoll bis ins Detail sind auch feinste Tropfsteingebilde reproduziert worden. Wir folgen der Ausschilderung Gorges de l´Ardèche und fahren auf der D290 am Fluss entlang. Ein Aussichtspunkt bietet einen herrlichen Blick auf den Pont d´Arc, ein riesiges, natürliches Felsentor, das als bedeutendste Sehenswürdigkeit Frankreichs eingestuft wurde. Der gewaltige, 66 m hohe Brückenbogen, der die Ardèche überspannt, ist wohl das meistfotografierte Motiv der Region. Zahlreiche Paddler sind auf dem Fluss unterwegs – wie mag es hier erst zur Hauptsaison aussehen? Wir wollen eigentlich auf dem Camping du Pont d´Arc, direkt am Fluss übernachten, doch der Campingplatz ist geschlossen. So finden wir ein paar Hundert Meter weiter auf dem Camping du Midi einen Platz für die Nacht. Nach einer Pause mit Eis und frischen Erdbeeren machen am Flussufer auf den Weg zum Pont d´Arc, scheitern doch etwa 50 m vor dem Ziel an einer massiven Felswand. Am Office lesen wir E-Mails und laden uns die Zeitung auf die iPads. Mit Blick auf den Fluss werfen wir den Grill an und essen bei sommerlichen 30 Grad zu Abend – herrlich. Die Paddelgruppen ziehen an uns vorbei und wir beschließen hier nicht zu paddeln. Zum einen gibt es kaum Kanadier in der Vermietung sondern überwiegend Kajaks, was uns nicht so gefällt und zum anderen ist es uns schon zu sehr Massentourismus.

Samstag, 28.05.2016: Während Geli zu den Duschen des Campingplatzes geht, beginne ich den Tag mit einem erfrischenden Bad in der Ardèche. Wir setzen unsere Fahrt auf der Haute Corniche, der Straße D290 fort, die immer parallel zu den weit ausholenden Schleifen der Ardèche auf der Klippenkante verläuft. Zahlreiche Aussichtspunkte bieten spektakuläre Einblicke in die Schluchten der Ardèche. Am Belvédère Grotte de la Madeleine genießen wir nicht nur die Aussicht auf den Fluss sondern sehen uns auch die schöne Tropfsteinhöhle mit ihren verschiedenartigen und gut beleuchteten Formationen an. Ein letzter Aussichtspunkt bietet einen Blick auf das Ende der Gorges de l´Ardèche. Da wir unsere Wäsche waschen müssen, haben wir uns in St-Martin-d´Ardèche einen Campingplatz mit Waschmaschine und Trockner ausgesucht. Der Trockner ist jedoch defekt und wir beschließen noch etwas weiter zu fahren. Bei dem Campingplatz Les Genêts d´Or in Bagnols-sur-Cèze haben wir Glück und können nicht nur unsere Wäsche waschen sondern finden auch noch einen schönen Stellplatz am Ufer der Cèze. Für eine Erfrischung nutzen wir außerdem den Pool des Campingplatzes – was will man mehr? Wir unternehmen noch einen kurzen Spaziergang am Fluss und können einige Frösche beobachten. Die Ardèche-Region hat uns trotz des Massentourismus gut gefallen und ist sicherlich ein landschaftlicher Höhepunkt Frankreichs.

Sonntag, 29.05.2016: In der Nacht gibt es ein heftiges Gewitter und das Wetter bleibt den ganzen Tag über bedeckt und es gibt immer wieder einen Schauer. Wir machen uns auf den Weg zu den Gorges du Tarn. In Alès können wir zum ersten Mal in Frankreich ohne große Warteschlange volltanken. Bei Anduze erreichen wir das Gardon-Tal einen südlichen Ausläufer der Cévennes. Wir folgen der Panoramastraße Corniche des Cévennes in den Parc national des Cévennes, der seit 1970 auf einer Fläche von mehr als 3.200 km² verschiedene Berge und Hochplateaus unter Schutz stellt. Leider ist die Aussicht aufgrund des Wetters etwas getrübt. In Florac am östlichen Rand der Tarn-Schlucht bleiben wir auf dem Campingplatz Le Pont du Tarn und unternehmen noch einen kleinen Spaziergang. Wir hoffen für morgen auf besseres Wetter für unsere Fahrt durch die Gorges du Tarn. Unser Problem mit dem Druckbehälter ist größer als gedacht, es tritt Wasser aus und wir müssen uns in den kommenden Tagen darum kümmern.

Montag, 30.05.2016: So ganz hat es mit der Wetterbesserung noch nicht geklappt als wir uns auf den Weg machen um die Gorges du Tarn zu erkunden. Einen ersten Stopp machen wir an der alten Brücke (14. Jh.), die nach Quézac führt. Hier erwischt uns dann auch gleich der erste Schauer. Wir machen im Ort eine kleine Pause, um das schlechte Wetter abzuwarten. Mit den ersten Sonnenstrahlen machen wir uns wieder auf den Weg. Ein weiterer Aussichtspunkt bietet einen Blick auf den kleinen Ort Castelbouc, der sich am anderen Flussufer an die Felsen schmiegt. Von hier aus können wir auch schon das Château de Prades erblicken, das einst über den Fluss wachte. Mitten in der Schlucht schmiegt sich mit Sainte-Enimie eines der schönsten mittelalterlichen Dörfer Frankreichs an die Felsen. Wir bummeln durch die kopfsteingepflasterten Gässchen und fühlen uns teilweise wie in einem Freilichtmuseum. Leider sind die Parkmöglichkeiten für Wohnmobile in der engen Schlucht begrenzt, so dass wir uns bei dem zauberhaften Dorf St-Chély-du-Tarn mit einem Blick aus dem fahrenden Auto begnügen müssen. Wenig später ist die malerische Häusergruppe von Hauterives erreicht. Personen setzen hier per Boot über, die Post kommt mit einem Seilzug. In La Malène unternehmen wir noch einmal einen kleinen Spaziergang und genießen den Blick von der schönen Brücke über den Tarn. Bei erneut einsetzendem Regen werfen wir einen Blick auf die engste Stelle der Schlucht, Les Détroits. Die Fahrt durch die Tarnschlucht, die sich bis zu 400 m tief in die Hochebenen (Causes) von Sauveterre und Méjean eingeschnitten hat, ist nur als spektakulär zu bezeichnen. Die schmale Straße und Felsüberhänge ohne Höhenangabe machen die Fahrt allerdings auch etwas anstrengend. Für Wohnmobile wäre die Fahrt in der Gegenrichtung sicherlich besser geeignet. Man bekommt mehr Abstand von den Felsen und fährt immer direkt am Fluss und kann so auch kleinere Haltebuchten leichter nutzen. Ohne weiteren Stopp fahren wir nach Millau, wo wir schon aus der Ferne die auf sieben Pfeilern ruhende Autobahnbrücke Viaduc de Millau bewundern können, die von Stararchitekt Sir Norman Foster entworfen wurde und der Stadt den Durchgangsverkehr erspart. Wir machen uns auf die Suche nach einem Baumarkt, um Ersatzteile für unser Wasserproblem zu bekommen. Stattdessen finden wir einen Caravan Service, der auch noch unseren Druckbehälter vorrätig hat. Auf dem Camping des deux rivières lassen wir unser Frischwasser ab und machen uns an die Arbeit. Der Ausbau des alten Druckbehälters ist auch noch schnell erledigt und der neue hängt auch bald an der richtigen Stelle. Mangels eines passenden Dichtungsringes bekommen wir den einen Anschluss jedoch nicht dicht. Uns bleibt nichts weiter übrig als heute Nacht auf Wasser komplett zu verzichten und morgen bei dem Caravan Service um Hilfe zu bitten. Am Abend fängt es wieder an zu regnen und regnet fast die ganze Nacht durch.

Dienstag, 31.05.2016: Auch am Morgen hat sich der Regen noch nicht verzogen. Unser erster Weg führt uns wieder zu dem Caravan Service, wo man uns auch sehr schnell hilft. Nach einer Stunde sind wir wieder auf dem Campingplatz, füllen unseren Wassertank auf, testen noch einmal die Wasserdichtigkeit des Systems und bauen den Schrank wieder zusammen. Wir machen uns auf den Weg zum Viaduc de Millau und entdecken den Hinweis auf einen Aussichtspunkt, dem wir folgen. In einer kurzen Regepause haben wir einen herrlichen Blick auf dieses wirklich beeindruckende Bauwerk. Bei einer Gesamthöhe von 343 m verläuft die Straße in einer Höhe von 270 m über dem Tarn. Am 16.12.2004 wurde das Viadukt nach nur drei Jahren Bauzeit für den Verkehr freigegeben. Die Planungen haben jedoch bereits Ende der 1980er Jahre begonnen. Unterhalb des Viadukts sehen wir uns noch das Besucherzentrum an, was wir aber nicht so interessant finden. Der Blick von unten ist auch nicht so beeindruckend wie der von „unserem“ Aussichtspunkt. Wir fahren weiter nach Roquefort-sur-Soulzon, um etwas über die Produktion des berühmten Blauschimmelkäses zu erfahren. Bei den Besichtigungen ist gerade Mittagspause und wir finden in der Nähe der Käserei Société, die die Führungen durchführt, keinen Parkplatz. So müssen wir im Regen ein Stück durch den Ort spazieren und auf das Ende der Mittagspause warten. Wir bekommen ein Infoblatt auf Deutsch, das wir uns noch vor Beginn der Führung durchlesen und so auch von dem auf Französisch durchgeführten einstündigen Rundgang etwas haben. Zudem gibt es unterwegs mehrsprachige Infotafeln, die das Gesagte zusätzlich erläutern. Der Roquefort wird ausschließlich aus der rohen Milch der Lacaune-Schafe hergestellt. Seine cremige Konsistenz und sein gleichzeitig kräftiges und einzigartiges Aroma verdankt er der Entwicklung des Edelschimmels Penicillium roqueforti. Dieser Edelschimmel hat seinen natürlichen Lebensraum in den Höhlenkellern von Roquefort und wird für die Käseproduktion entsprechend kultiviert. Eine Dosis von 4 g reicht aus, um einen Tank mit 5.000 Litern Milch anzuimpfen, aus denen dann 400 Käse hergestellt werden. Der Käse reift in den natürlich belüfteten Höhlenkellern bei einer konstanten Temperatur zwischen 8 und 12 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 95%. Bis zu 300.000 Käselaibe zur gleichen Zeit können hier auf einer Fläche von 7.000 m² reifen. Nach einer Kaffeepause im Auto fahren wir über schmale Nebenstraßen wieder zurück in das Gebiet der Causses und Cévennes. In Nant finden wir auf dem Camping les 2 Vallées einen Stellplatz für die Nacht. Die Besichtigung des Ortes verschieben wir aufgrund des Wetters auf morgen. Mit einem Film aus unserem Archiv beenden wir den bis dahin regnerischsten Tag unserer Reise.

Mittwoch, 01.06.2016: Wir beginnen den Tag, der zwar immer noch trübe aber nicht mehr dauerhaft nass ist, mit einem Rundgang durch das beschauliche Nant. Die Markthalle hat ihre Arkaden von den Überresten eines klösterlichen Kreuzganges übernommen. In der Patisserie Foissac decken wir uns mit köstlichem Gebäck für die Kaffeepause ein. Wir verlassen Nant in nördlicher Richtung und erreichen nach wenigen Kilometern Cantobre, einen kleinen Ort, der geradezu auf einen Felsvorsprung geklebt scheint. Durch die Gorges du Trévezel erreichen wir Trèves und fahren in die Gorges de la Dourbie hinein. Zwar ist die Landschaft hier nicht so spektakulär wie an der Ardéche der am Tarn, aber die Fahrt über die schmalen und kurvenreichen Straßen ist landschaftlich sehr reizvoll, trotz des trüben Wetters. In Le Mazel machen wir an einer alten Brücke unsere Mittagspause und erreichen mit der D999 wieder eine Hauptstraße. In Le Vigan kaufen wir ein und in Ganges finden wir eine günstige Tankstelle komplett ohne Schlange – der Streik scheint beigelegt zu sein. Im mittelalterlichen Sauve wollen wir eigentlich auf dem Stellplatz übernachten, der durch Bauarbeiten in der Stadt aber komplett als Parkplatz belegt ist. So machen wir hier unsere Kaffeepause und unternehmen einen Bummel durch den pittoresken Ort. Da es auf dem Weg nach Nîmes weder Stell- noch Campingplätze gibt, fahren wir durch bis zum südlich der Stadt gelegenen Camping Domaine de la Bastide und kommen in Nîmes in den Feierabendverkehr mit Staus von Ampel zu Ampel. Es gibt vom Campingplatz eine Busverbindung in die Innenstadt, die wir morgen nutzen wollen.

Donnerstag, 02.06.2016: Wir stellen den Roadrunner auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz ab und fahren mit dem Bus in die Innenstadt von Nîmes. Der Brunnen Fontaine Pradier dient als erstes Fotomotiv. Unser erstes Ziel ist das Amphitheater Les Arènes (90-120 n. Chr.), das besterhaltene des gesamten römischen Reiches. 24.000 Menschen fanden in antiker Zeit dort Platz, um sich an Gladiatorenkämpfen und Tierhatzen zu ergötzen. Da die oberen Zuschauerränge abgetragen wurden, sie dienten im Mittelalter als Steinbruch, haben heut zu Konzerten und Stierkämpfer nur noch 13.000 Besucher Platz. Per Audioguide, Informationstafeln, Ausstellungsstücken und Videoeinspielungen erfahren wir etwas über die Geschichte der Arena. Anschließend stärken wir uns mit einem Baguette. Ein weiteres Highlight antiker Baukunst aus der Zeit von Kaiser Augustus ist die Maison Carée (5 n. Chr.), der besterhaltene römische Tempel überhaupt. Hier erfahren wir in einem knapp 30minütigen Film etwas über die Geschichte von Nîmes. Auf dem Rückweg zur Bushaltestelle trinken wir in einem Café noch einen Espresso und sind um 15:00 Uhr wieder am Auto. Über die Autobahn ist Remoulins schnell erreicht und wir beziehen einen Stellplatz auf dem Campingplatz La Sousta in unmittelbarer Nähe zur Pont du Gard. Kurz bevor der Fluss Gardon bzw. Gard in die Rhône mündet, spannt sich der gewaltige Aquädukt aus römischer Zeit (1. Jh. n. Chr.) über den Fluss. Die Pont du Gard ist Teil eines 50 km langen Bewässerungssystems, dass die Stadt Nîmes mit Trinkwasser aus der Eure-Quelle bei Uzès versorgt hat. 20.000 Kubikmeter Wasser strömten so täglich in die Stadt. Die Anlage, von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet, wurde in drei übereinander liegenden Arkadenreihen erbaut: 6 Bögen in der untersten, 11 in der mittleren, 35 in der obersten Reihe, wo in 49 m Höhe die mit Platten überdachte Wasserrinne verläuft. Wir machen uns vom Campingplatz aus zu Fuß auf den Weg und genießen den Anblick dieses wirklich monumentalen Bauwerks aus den verschiedensten Perspektiven. Bei Einbruch der Dunkelheit gehen wir noch einmal zum Pont du Gard um zu sehen, ob heute noch für das morgige Lichterspektakel geprobt wird. Wir haben Glück und können die Generalprobe miterleben, erst gegen Mitternacht sind wir wieder am Auto.

Freitag, 03.06.2016: Nach einem Einkauf in Remoulins fahren wir über Avignon und Cavaillon in das Gebiet der dichtbewaldeten Bergkämme der Montagne du Luberon. Wir unternehem eine kurze Wanderung in die Gorges du Régalon, eine schmale Schlucht ähnlich den Slot-Canyons im Südwesten der USA. Am Ufer des Sees Étang de la Bonde finden wir auf dem kleinen Campingplatz Camping de la Bonde einen Platz für die Nacht. Wir nehmen ein erfrischendes Bad im See und können wieder einmal draußen sitzen und Lesen und zu Abend essen. Erst als es uns zu kühl wird, ziehen wir uns in den Roadrunner zurück. Mit einem Film aus unserem Archiv beenden wir den Tag.

Samstag, 04.06.2016:  Als wir vom Duschen kommen ist unsere gesamte Bordelektronik ausgefallen. Wir versuchen mit Bordmitteln den Fehler zu finden und ggf. zu beheben – leider vergeblich. Auch ein zweiter Versuch nach dem Frühstück scheitert. Da so weder der Kühlschrank noch die Wasserpumpe und auch die Lampen nicht mehr funktionieren, haben wir keine Chance mehr im Auto weiter zu wohnen. Wir beschließen die Reise hier abzubrechen und machen uns auf den Rückweg. Über Avignon, Lyon und Besançon fahren wir auf der Autobahn bis Belfort. Nach 6 Stunden und fast 120 € Maut mieten wir auf dem Camping L´Etang des Forges in Belfort eine Hütte und richten uns ein. Eigentlich hatten wir für unseren 29. Hochzeitstag andere Pläne aber es kommt halt immer wieder anders als man denkt.

Sonntag, 05.06.2016: Um 6:00 Uhr geht der Wecker, wir packen unsere Sachen und kaufen bei einem Bäcker noch etwas Reiseproviant. Nachdem wir auch noch einmal vollgetankt haben, sind wir um 8:30 Uhr wieder auf der Autobahn. Bei Karlsruhe wird es etwas zäh aber wir kommen tatsächlich ohne Stau durch. Um 18:00 Uhr haben wir trotz mehrerer kurzer Pausen über 950 km hinter uns gebracht und parken nach insgesamt 4.038 km den Roadrunner vor unserer Haustür. Brunhilde begrüßt uns schon vom Balkon und nachdem wir ausgeladen und eine Kleinigkeit gegessen haben sitzen wir noch mit Brunhilde und weiteren Nachbarn auf dem Laubengang zu einer „Sunset-Celebration“. Kurz vor Mitternacht gehen wir ins Bett.

Montag, 06.06.2016: Während Geli zuhause für Ordnung sorgt versuche ich eine Lösung für unser Elektroproblem zu finden. Doch die aufgesuchten Werkstätten haben weder Erfahrung noch Zeit sich um unsere Angelegenheit zu kümmern. Ich gehe noch einkaufen und suche anschließend im Internet nach einer Lösung. Die Firma CaBoTron macht den Service für Calira und nach einem Telefonat mit einem offensichtlich kompetenten Mitarbeiter bauen wir unser Control Panel aus und schicken es ein. Damit wird unser Problem hoffentlich bald gelöst sein.

So findet unsere Reise eine unerwartetes und vorgezogenes Ende und einige Ziele bleiben unerreicht. Damit haben wir einen Grund noch einmal in diese Region zu fahren. Frankreich hat uns wieder sehr gut gefallen, die Franzosen waren wieder sehr freundlich und die Landschaften des Zentralmassivs sind sehr reizvoll.

 
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